Vita

Luigi Morgari (1857-1935)
"Franz Poenitz"
Luigi Morgari (1857-1935)
„Franz Poenitz“
(*)

Franz Burkowitz, wie er eigentlich hieß, wurde am 17.08.1850 in Bischofswerder, einer kleinen Stadt in Westpreußen, als erstes Kind geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, war dort in dritter Generation ansässig. Seine Mutter starb bei der Geburt des dritten Kindes, als er zwei Jahre alt war.
    Der zweijährige Franz wurde von der kinderlosen Schwester seiner Mutter großgezogen, die in Berlin mit dem Geiger und Musikdirektor Heinrich Poenitz verheiratet war. Dieser erkannte die ungewöhnliche musikalische Begabung des Kindes und bildete es aus.
    Der Pflegevater unterrichtete ihn zunächst auf der Geige. Seine erste Harfenstunde ist für den 19.11.1855 verbürgt. Sein Onkel führte ihn schon als sechsjährigen Knaben nach Schweden zu Konzerten, die zum Triumphzug für das Kind wurden. 1857 trat er als „Wunderkind“ in den damals berühmten Bilse-Konzerten auf und wurde 1858 schon Mitglied der Krollschen Kapelle. Er nahm den Künstlernahmen Poenitz an, zunächst noch mit dem Zusatz Poenitz-Burkowitz.
Seine Ausbildung im Harfenspiel empfing Franz Poenitz von Louis Grimm, Komposition studierte er bei Prof. Weitzmann. Im Alter von 11 Jahren machte er auf Anraten von Grimm zusammen mit seinem Pflegvater eine sehr erfolgreiche Konzertreise in die skandinavischen Länder. Zum ersten Mal wurde eine Komposition von ihm gedruckt. Seit seinem 16. Jahr gehörte er als Kammermusiker der Königlichen Hofoper in Berlin an (seit 1891 als Kammervirtuose) und blieb ihr bis zu seinem Tod fast 50 Jahre lang treu. Seine Kollegen dort waren Alfred Holý und Wilhelm Posse.

    Er gehörte 1876 zu den ersten „Bayreuther Sieben„, der Harfenistengruppe an Richard Wagners Festspieltheater.
    Poenitz wurde auch als Komponist und Virtuose auf dem Harmonium allseits anerkannt. Am 11. April  1893 gab er in Berlin das erste Harmoniumkonzert. Die Kritiker überschütteten ihn damals mit Lob.
    Er hatte sich auch als Maler einen Namen gemacht. Ein unbekannter Verfasser schrieb (etwa 1877): „Unter der Leitung seines Schwagers, des in Berlin lebenden Genremalers Knut Ekvall, hat Poenitz es in kurzer Zeit so weit gebracht, daß seine Bilder auf den großen Kunstausstellungen nicht nur angenommen, bewundert und von der Kritik günstig beurtheilt, sondern auch gekauft werden. Mögen die Musen dem auch in menschlichen Beziehungen liebenswürdigen  Künstler auf seiner gegenwärtigen Fahrt wie auch auf seiner ferneren Lebensreise fortdauernd hold bleiben, ihm selbst zum Ruhm und seinen Freunden zum Genuß“.
    Mit seiner Ehefrau Ida Elisabeth Clara, geborene Herrlich, hatte er zwei Töchter: Charlotte *1878 und Eva *1881. Eva heiratete später den Berliner Bildhauer Arthur Lewin-Funcke. Die Familie wohnte im Haus Platanenallee 4-6 in Berlin Westend, Charlottenburg-Wilmersdorf (⇒ Gedenktafel).
     Aufgrund von Komplikationen nach einer Blinddarm-Operation starb er am 19. März 1912. (Das in der Literatur meist genannte Todesjahr 1913 ist nicht richtig!). Franz Poenitz wurde auf dem alten Dorffriedhof in Berlin-Dahlem beerdigt. Am 20. März  erschien im Berliner Lokalanzeiger Nr. 146 ein Nachruf auf Franz Poenitz von der Sängerin Lilli Lehmann.
    Sein Nachfolger in der Königlichen Hofoper wurde sein ehemaliger Schüler Max Saal.

// * Luigi Morgari war in Italien ein Frescomaler religiöser Inhalte. Er war Vater einer Harfenschülerin von Poenitz und hat dieses Portrait nach dessen Tod nach einer Photographie gemalt.